Endspurt

In weniger als einem Monat ist mein “weltwärts-Dienst” zu Ende und ich werde nach Deutschland zurückkehren. In Deutschland wären für mich ein  Monat  eine gefühlte Ewigkeit, hier allerdings verfliegt die Zeit  viel zu schnell. Es ist  noch eine  Woche Schule, bevor die Ferien beginnen, dass heißt, für uns auch nur noch eine Woche richtig zu arbeiten. Damit uns nicht langweilig wird, denken wir uns immer neue Projekte aus. Tom hat mir einen kleinen Traum erfüllt und mit seinen überflüssigen Spenden Matten besorgt, mit denen ich am SOS Kinderdorf Bodenturnen anbieten kann. Vielen lieben Dank an dieser Stelle!!!! Da die Matten jetzt da sind, haben wir beschlossen neben dem “Nachmittags-Programm Bodenturnen”, das Turnen auch im Sportunterricht  zu einzubinden. Mit viel Freude, Ehrgeiz und Mühe lernen die Kinder Element für Element. Vorwärts- und Rückwärtsrolle, Kopfstand, Standwage und eine gesprungen halbe Drehung sitzen schon; am Rad  und der Brücke üben wir noch.

Schaut her! Wir können Kopfstände. 

An der Linda South Primary School, gibt es ebenfalls ein paar neue Projekte: So besitzt die Schule nun fünf Müll- und eine Komposttonne, damit der Schulhof nicht voller Müll liegt und die Kinder lernen ihre Umgebung sauber zu halten. Bevor wir die Klassen zum Sportunterricht holen, müssen die Schüler eine bestimmte Anzahl Eimer Müll sammeln. Es ist fantastisch zu sehen, mit wie viel Freude und wie schnell der Schulhof sauber wird. Das Prinzip hinter der Komposttonne müssen wir nochmal erklären, aber auch das ist auf einem guten Weg.

Die Jungs der siebten Klasse helfen uns die Mülltonnen zu gestalten. 


Das größte und mein absolutes Lieblingsprojekt an der “Linda” sind die Lesestunden und die "Library Time" (freies Lesen). In unserem Stundenplan kann man jetzt nicht mehr nur Sportstunden, sondern auch Lesestunden finden. Die Zielgruppe ist momentan die gesamte 5. Klasse, was ca. 70 Schüler sind. Davon konnten beim ersten Test 24 Schüler*innen gar nicht lesen und die Wörter auch nicht buchstabieren. Da Tom mit seinen Spendengeldern sehr schöne Leselernbücher in Lusaka gekauft hat, bei denen es verschiedene Level gibt (1-12), konnten wir alle Schüler*innen auf die Lesefähigkeit hin testen und mit jeweils dem Buch ausstatten, welches das Kind bestmöglichst fördert. In der nun ein- bis zweimal wöchechtlich stattfindenden Lesestunde bekommt jeder das Buch, was seinem Level entspricht. Nach und nach überprüfen wir die Schüler*innen und sobald wir feststellen, dass sie unterfordert sind bekommen sie ein Buch mit dem nächsthöheren Level. Es ist  ein unglaublicher Ansporn und eine große Ehre ein “upgrade” zu bekommen, wie wir glücklicherweise immer wieder feststellen können, wenn einer unsere Schüler*innen mit einem breiten Grinsen und unglaublich stolz mit dem neuen Buch an seinen Platz zurück geht.
Neben den Lesestunden, die es nur für die 5. Klassen sind, gibt es dienstags und donnerstags noch eine Library Time, in der Jeder kommen kann, sich ein Buch seiner Wahl ausleihen und einfach in ruhen lesen darf. Die Library Time erfreut sich großer Beliebtheit bei den Kindern und auch den Lehrer*innen. Ich vermute, dass die meisten Kinder zu Hause keine oder nur wenige Bücher haben. Dazu eine kleine Anekdote: eine Gruppe von vier Jungs aus der 5. Klasse sind bei unserem ersten Test nicht fähig gewesen,  das “Level-Eins-Buch” (sehr leicht) zu lesen. Trotzdem sind sie immer wieder zur Library Time gekommen und haben sich gemeinsam die Level-Eins-Bücher ausgeliehen. Irgendwann ist uns aufgefallen, dass mindestens einer der Gruppe mittlerweile lesen kann. Daraufhin haben wir die Jungs noch einmal vorlesen lassen und siehe da, sie haben tatsächlich Lesen gelernt. Seiddem sind sie jetzt auch in den Lesestunden dabei und steigern sich fast wöchentlich. Einer der Jungs hat einmal zu mir gesagt: "Luise, thank you for making me how to read", was zwar grammatikalisch nicht so ganz stimmig ist, aber das sind die Momente, in denen es sich sehr richtig anfühlt, das hier zu tun.
Es ist, wie ich bereits schon erwähnt habe, mein Lieblings-Projekt an der “Linda”, weil wir die Chance haben, die Kinder mit einer Fähigkeit auszustatten, den sie ihr Leben lang brauchen und die ihnen definitiv ihr Leben erleichtern wird. Am Anfang war ich mich über die hohe Zahl der Analphabeten erschrocken, die bereits fünf Jahre in die Schule gehen und trotzdem nicht lesen können. Aber daran arbeiten wir nun aktiv und es scheint zu helfen. Neulich hat uns der Headteacher stolz berichtet, dass die Schule sehr gute Leistungen im Lese-Wettbewerb mit anderen Schulen erbracht hat, was er mit großer Anerkennung auf das Leseprojekt zurückgeführt hat.
Außerdem haben wir seid meinem letzten Bericht noch drei weitere Turniere veranstaltet un  haben auch sonst keine Langeweile. Wie gesagt wir sind im Endspurt.

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